Witten. Seit mehr als einem Jahr hat die Corona-Pandemie auch Witten fest in der Hand. Von den 3100 Menschen, die bislang in Witten an Covid-19 erkrankt sind, starben 107 Männer und Frauen. „Nur“, mag man denken angesichts der globalen Dimension dieser Pandemie. Doch jeder Tote steht natürlich für ein Schicksal, für ein Leben, für Träume und Pläne, die sich nun nicht mehr erfüllen können. Am 18. April findet ein bundesweiter, durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgerufener Gedenktag der Corona-Toten statt – und diesen nehmen die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in Witten zum Anlass, ökumenisch verbunden ebenfalls aller Verstorbenen seit März 2020 zu gedenken. Derer, die an und mit Corona verstorben sind und auch derer, die unter den besonderen Beschränkungen des Lockdowns ihren letzten Weg gehen mussten.
„Wir wollen der Trauer, aber auch der Hoffnung einen Raum geben“, erläutert Julia Holtz, Superintendentin im Evangelischen Kirchenkreis, das gemeinsame Engagement. Dazu öffnen die Protestanten am Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr die Johanniskirche in der Wittener Innenstadt. Zu jeder vollen und halben Stunde gibt es einen kurzen, geistlichen Impuls; daneben ist viel Zeit für das stille Gedenken an die Verstorbenen und für die Möglichkeit, Kerzen zu entzünden. Vertreter*innen der ACK sind vor Ort und stehen für Gespräche zur Verfügung. „Trauer und Abschied lassen sich nicht auf eine Konfession festlegen, darum sind wir froh, dass wir durch die Beteiligung aller ACK-Kirchen gemeinsam einen Raum anbieten können, um an die Menschen zu denken“, so Udo Bilgard von der Neuapostolischen Kirche. Sein protestantischer Amtsbruder Claus Humbert erinnert sich an den besonderen Schmerz vieler Angehöriger, weil Beerdigungen unter den besonderen Corona-Bedingungen eben nicht wie gewohnt im großen Kreis stattfinden konnten. „Gerade eine würdevolle Beisetzung ist für viele Trauernde ein großer Trost.“ Friedrich Barkey (Katholische Kirche) ist darum dankbar, dass der Bundespräsident mit seiner Initiative eine Möglichkeit geschaffen hat, im ganzen Land an einem gemeinsamen Tag der Verstorbenen, ihrer Angehörigen, aber auch derjenigen zu gedenken, die heute noch an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung leiden.
Auch das Ev. Krankenhaus in Witten beteiligt sich mit einer Aktion. Von Freitag, 16. April, bis Sonntag, 25. April, gibt es im Eingangsbereich des Krankenhauses an der Pferdebachstraße einen Gedenkort, um der Trauer einen Raum zu geben. An dieser Stelle wird ein Apfelbaum als Baum der Hoffnung aufgestellt. Mitarbeitende und Menschen, die zu einem Besuchs- oder Arzttermin ins Evangelische Krankenhaus kommen, können auf farbigen Karten beschreiben, woraus sie in diesen Pandemie-Zeiten Zuversicht schöpfen. Diese Karten können sie anschließend in die Zweige des Baumes hängen. Zudem besteht die Möglichkeit, seine Anteilnahme in einem Kondolenzbuch zum Ausdruck zu bringen.
Das Team rund um Krankenhausseelsorger Stephan Happel möchte damit Raum geben für das Gedenken, für Trauer und Hoffnung. Nach dem 25. April wird der Apfelbaum auf dem Gelände des Krankenhauses eingepflanzt, damit die Hoffnung auch Wurzeln schlagen kann
Zum Gedenken und persönlichen Gebet sind darüber hinaus am 18. April viele Kirchen in Witten geöffnet. Einzelheiten erfahren Interessierte in den Gemeindebüros, auf den Homepages und in den Schaukästen der Gemeinden.
Bildzeile: Tauffenster in der Johanniskirche. Dort können Menschen am 18. April Kerzen anzünden, beten und kurzen Impulsen lauschen.