Impulse

Wer ins kalte Wasser springt, taucht ein ins Meer der Möglichkeiten. (Finnisches Sprichwort)

Ich bin keine Freundin von kaltem Wasser. Kalt duschen – geht gar nicht. Auch nicht nach einem Saunagang. Das Wasser muss zumindest einen „Hauch“ warm sein. Ich weiß, dass es besser für den Kreislauf, für die Gesundheit und überhaupt alles ist. Doch es geht einfach nicht. Ich bin eine „Warmduscherin“ – auch im Sommer.

„Mir wäre es zu kalt! Warum macht man sowas?“, denke ich, als ich dieses Sprichwort auf meinem Kalender lese und das Bild dazu anschaue, auf dem jemand in ein Wasserloch steigt, das in eine Eisfläche geschlagen worden ist. Das kalte Wasser im Schwimmbad, im Meer, unter der Dusche oder sonst wo und ich, wir werden sicherlich keine Freunde mehr werden.

Doch im übertragenen Sinn mag ich dieses „kalte Wasser“ inzwischen, auch wenn ich mich jedes Mal überwinden muss zu springen. Tatsächlich haben sich neue Möglichkeiten und Chancen ergeben, wenn ich gesprungen bin. Nicht alles hat sofort geklappt, manches hat Zeit und mehrere Anläufe gebraucht. Es gab und gibt immer wieder Hindernisse.

Sich auf Neues einzulassen heißt eben auch nicht zu wissen was passieren wird. Wie wird es werden? Manchen Menschen fällt es leicht ins kalte Wasser zu springen und in ein Meer von Möglichkeiten einzutauchen. Anderen fällt es schwer Neues zu wagen und sich neu zu orientieren.

Doch ohne Sprung, gibt es keine Entdeckungen und auch keine Veränderungen.

Hast du schon eine Idee für den nächsten „Sprung ins kalte Wasser“?

Was möchtest du gerne ausprobieren? Sei mutig, wage neues. Und wenn du denkst: „das kann ich nicht!“, dann füge ein „noch nicht“ hinzu. Wir wünschen dir ein Jahr voller Neuentdeckungen.

Annette Grabosch (Gemeinde im Oberdorf)

Selig, die Frieden stiften – Da bin ich mir nicht so sicher!

Manchmal habe ich den Eindruck: Besser sind doch die dran, die sich nicht einmischen; die den mühsamen Weg der Kompromisse und der Versöhnung anderen überlassen.Aber die Frage bleibt: Sind nicht doch die am Ende glücklicher, die mithelfen, dass Menschen die Angst voreinander ablegen? Haben nicht doch die das bessere und reichere Leben, die sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzten; die Feindbilder abbauen und zuerst einmal versuchen, das Gute im anderen zu entdecken?„Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“ – sagt Jesu, und ich ahne, dass das der richtige Weg ist. Ich denke dabei an Martin Luther King, der den Traum vom friedlichen Miteinander von Schwarzen und Weißen nie aufgab. Oder an den Dalai Lahma, der sein Leben der Versöhnung der Menschen gewidmet hat. Und ich denke an die vielen Namenlosen, die heute dem Frieden diene – im Familienkreis, in der Nachbarschaft, in den Gemeinden, in den Krisengebieten der Welt.              Kennen Sie auch solche Menschen?

Selig, die keine Gewalt anwenden – Schön wär‘s!

Aber sind nicht doch die besser dran, die sich durchsetzen; die mit allen Wassern gewaschen sind und clever ihre Interessen durchboxen? Ganz sicher bin ich mir da nicht: Sind nicht doch am Ende die glücklicher, die hilfsbereit und verständnisvoll mit anderen umgehen; die auch mal zurückstecken können, um anderen den nötigen Spielraum zu geben? Haben nicht doch die das bessere und reichere Leben, die auch die Wünsche der Anderen respektieren; die ohne Druck und Zwang für ihre Ideen werben; die teilen können? „Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben“ – sagt Jesus, und ich glaube, dass er etwas Wichtiges erkannt hat. Ich denke wiederum an Martin von Tours, der seinen Militärberuf aufgibt, um Christus und den Menschen ohne Zeichen der Gewalt zu dienen. Oder an Maximilian Kolbe, der die brutale Gewalt im KZ aufbricht, indem er sein Leben einem Familienvater schenkt. Und ich denke an die vielen Namenlosen, die das Elend der Welt bei Krieg und Verfolgung berührt, und sich gewaltfrei für Mensch und Natur stark machen.

Kennen Sie auch solche Menschen?

Selig sind die Barmherzigen – Passt das zu meinen Erfahrungen?

Besser sind doch die dran, die sich für niemanden zuständig und verantwortlich fühlen; die alles genau aufrechnen, damit sie selbst nicht zu kurz kommen. Aber ist das nicht zu wenig? Sind nicht doch die am Ende glücklicher, die ihren Mitmenschen unspektakulär und selbstverständlich zur Seite stehen? Haben nicht doch die das bessere Leben, die ein Herz haben für die Menschen, mit denen sie zusammenleben?

„Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden“ – sagt Jesus, und ich will es ihm glauben.

Ich denke da an Elisabeth von Thüringen, die als Landgräfin und auch nach ihrer Vertreibung von der Wartburg alles für die Armen tut. Oder an Friedrich Christian Carl von Bodelschwingh, der mit seiner Sorge für die Notleidenden und Kranken eine Welle der Barmherzigkeit auslöst. Und ich denke an die vielen Namenlosen, die sehen, was andere jetzt zum Leben brauchen. Kennen Sie auch solche Menschen?

Selig, die arm sind vor Gott – Wirklich?

Sind nicht die Reichen besser dran, die sich etwas leisten können; die Einfluss haben und nicht um Anerkennung, Hilfe und Liebe betteln müssen? Ich bin mir nicht sicher: Sind nicht doch am Ende die glücklicher, die ihr Leben nicht auf Besitz und materielle Güter aufbauen; die wissen, dass sie vieles nicht ihren eigenen Leistungen verdanken? Haben nicht die doch das bessere und reichere Leben, die ihren Reichtum in Gott sehen; die –  so wie Hiob – gelassen sagen können: „Der Herr hat‘s gegeben, der Herr hat‘s genommen, gepriesen sei der Name des Herrn“? „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“ – sagt Jesus, und ich ahne, dass es stimmt.

Ich denk an Franz von Assisi, der alles loslässt, und dem dann alles zum Bruder und zur Schwester wird. Ich denke an Mutter Teresa – die menschlich gesehen – nichts vom Leben hat, und die Aufgaben in den Slums von Kalkutta als erfülltes Leben in Gott erfährt. Und ich denke an die vielen Menschen, die tagtäglich ihrem Schöpfer danken und vertrauen. Kennen Sie auch jemanden?

Deutsche Sprache „Schwer oder leicht“ ?

Wer sich mit unserer Sprache beschäftigt, hat es zur Zeit nicht leicht. Es wird viel gestritten um Ausdrucksweisen, Gendern und vieles andere die Sprache betreffend. Was hat das mit meinen Glauben zu tun werden Sie fragen. Vielleicht viel, vielleicht wenig oder auch gar nichts. Beziehen wir jedoch mal Begriffe auf den Glauben an Gott. „Schlau oder klug“ – die Frage nach dem Unterschied ist auch für einen Muttersprachler schwer zu erkennen. Der zweite Blick jedoch offenbart „Schlau“ hat eine Besonderheit. Der Schläue haftet der Beigeschmack des Egoismus an. Gerissen oder „Schlau wie ein Fuchs“ diese Ausdrücke weisen auf unlautere Methoden hin. Ein „schlauer Fuchs“ behält sein Wissen um schneller als andere zum Ziel zu kommen.“Klug“dagegen, hat eine etwas andere Nebenbedeutung „weise“ und das bedeutet viel gelernt zu haben, bereit sein, etwas „Neues“ dazuzulernen. Auch Lebenserfahrung  gehört zum Begriff „Klug“. Den Begriff „Klug“ kann man ohne Hintergedanken nutzen.

Abraham können wir „Klug“ nennen, er machte Lot den Vorschlag sich friedlich zu trennen. Lot wählte „schlau“ zu seinem Vorteil. Jedoch, man sieht sich im Leben immer ein zweites Mal. Letztlich war Abraham im Vorteil. Der Unterschied zwischen „schlau“ und „klug“ ist jetzt klar.

Jesus erzählte auch das Gleichnis vom Hausbau. Der eine Bauherr sparte und baute in der Wüste auf Sand. Regen war ein recht unwahrscheinliches Ereignis in der Wüste. Der andere Bauherr entfernte den Sand baute auf einem Fundament. Als der Regen dann kam, war der Unterschied schnell sichtbar. Das auf Sand bebaute Haus stürzte ein, das auf dem Fundament gebaute Haus blieb stehen. 

Bezogen auf den christlichen Glauben kennen wir auch das Wort Jesu“darum wer meine Rede hört und danach tut“. Ja wer macht das schon. Manchmal tut das weh, bringt nicht den  erhofften Vorteil. Handeln wir „schlau“ oder „klug“? Nicht immer sind die Dinge die auf den ersten Blick einen Vorteil bringen die richtige Wahl. Klug handeln bedeutet Jesus zuzuhören und nach seinem Rat zu handeln. Solches Handeln berücksichtigt uns selbst und auch unseren Nächsten.

Gewogen und zu leicht befunden

kennen Sie diese Aussage? Vielleicht wenn Sie am Morgen auf der Waage stehen? Der eine freut sich auf Grund der Anzeige, ein anderer erschrickt, weil das Ergebnis nicht den Erwartungen entsprochen hat. Die Aussage „Gewogen und zu leicht befunden“ hat auch noch eine andere Bedeutung, wir kennen diese im Zusammenhang mit dem Verhalten  gegenüber Mitmenschen. Als ein Leichtgewicht möchte da niemand wahrgenommen werden. Stolz und Überheblichkeit sind oft die Ursache für eine solche Einordnung, Belsazar machte diese Erfahrung. Demut und die Frage nach dem Willen Gottes, beides in unser persönliches Leben einzubeziehen – zum eigenen Wohl und dem unseres Nächsten. Dieses Gewicht wäre doch positiv oder?

Von allen Seiten umgibst du mich

so steht es im 139. Psalm in der Bibel und war neulich auch Thema im Gottesdienst.Seitdem denke ich oft über diese Zeile nach. Morgens beim Aufwachen, habe ich schon ein Gefühl von Geborgenheit, wenn ich den Satz denke. Auf der Arbeit, wenn ich Unterstützung brauche, fällt mir der Psalm ein….und ich kann lockerer weiter arbeiten. Und auch abends vor dem Einschlafen ist die Erinnerung an diese Psalmzeile eine gute Art um „runter zu kommen“….

Glaube und Gefühl passen für mich mit diesem Psalm sehr gut zusammen und ich bin sehr froh, dass ich das in meinem Leben habe.

DoSpe

Wo stehst Du, wo bist Du?

Wenn ich in der Stadt oder mit dem Auto unterwegs bin, nehme ich viele Dinge wahr. Lustige, weniger lustige, traurige oder freudige Ereignisse. Wir schmunzeln über junge Menschen, die mit dem Handy in der Hand, gedankenversunken durch die Gegend laufen. Der ein oder andere übersieht dabei einen Laternenpfahl, oder rennt einfach auf die Straße. In ersten Fall schmunzeln wir, in zweiten Fall geht die Sache hoffentlich glimpflich aus. Im Straßenverkehr sehen wir Menschen, die mit dem Handy am Ohr ihr Auto steuern und durch eine unsichere Fahrweise auffallen. Das Handy wird benutzt um Mobbing zu betreiben durch die Verbreitung von Unwahrheiten oder die Versendung von gefälschten Bildern. Fake News verbreiten sich in Windeseile. Einmal in die Welt gesetzte Gerüchte haben schon so mancher Existenz erheblich geschadet.

Sollte das Handy verboten werde?  Wir könnten soviel erreichen und vermeiden. Keine Beule am Kopf verursacht durch einen Laternenpfahl, keine Verletzten im Straßenverkehr durch die Ablenkung mit dem Handy. Weniger Fake News, weniger Mobbing weniger falsche Anschuldigungen im Netz. Ja, all das ließe sich erreichen.

Anderseits können wir niemanden mehr mit einem spontanen Anruf überraschen, wir könnten keine schnellen Nachrichten mehr an die Familie versenden, keine Freude machen mit einem netten aufmunternden Foto oder liebevollen Zeilen. Schnelle Hilfe holen beim Wanderunfall und viele andere Dinge mehr würden nicht mehr gehen.

Es kommt also schon darauf an, wie wir mit den technischen Errungenschaften oder überhaupt mit unseren Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, umgehen. Wir sind in der Verantwortung über unser Tun oder Lassen, Antworten zu geben. In einer funktionierenden überschaubaren Gruppe ist das einfach. Absprachen lassen sich treffen, gemeinsame Pläne und Vorgehensweisen beschließen. Schwieriger wird es in großen Gruppen. Ich war kürzlich bei einem Fußballspiel. Die Absprache welche Anfeuerungslieder gesungen wurden, wann welche Musik, zu welchem Spielereignis ertönte, all das funktionierte ohne große Probleme, es waren eingespielte Rituale. Im Straßenverkehr verlassen wir uns darauf, dass bei einer roten Ampel die Fahrzeuge anhalten, und bei grünem Licht weiterfahren. Fußgänger verlassen sich am Zebrastreifen darauf, das Fahrzeuge anhalten. Auch das funktioniert. Bei großen Gruppen jedoch lässt es sich beobachten, das manche Menschen im Schutz der Anonymität einer großen Gruppe verantwortungslos handeln. Beim Fußballspiel wurden dann Bengalos gezündet. Immer dann wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist zur Verantwortung gezogen zu werden, beobachten wir, das Menschen sich verantwortungslos verhalten.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Gott fragte Adam: „Wo bist Du?“ Gott stellte die Frage, um eine Antwort zu bekommen. Gott stellt diese Frage immer noch an uns Menschen. Für unser Tun und Handeln wird Jesus Rechenschaft fordern. Vielleicht hilft uns dieser Impuls das Gute, was wir tun wollen, zu tun und das Ungute das Böse, was wir nicht tun wollten, zu lassen. Welch ein Glück ist es das Jesus Gnade schenkt jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick. Das macht mich froh.

MiKa

Ist Religion gefährlich?

Macht Religion Menschen zwangsläufig radikal und fanatisch? Ist Religion nicht eine ständige Quelle von Streit, Intoleranz und Krieg, egal, um welche Religion es sich handelt? Wäre es nicht besser, Religion ganz abzuschaffen?
Seit 1988 wird der Schriftsteller Salman Rushdie staatsoffiziell mit dem Tod bedroht durch den Iran. Revolutionsführer Khomeini hatte Rushdie mit einem Todesurteil belegt, nachdem der sich in seinem Buch „Die Satanischen Verse“ kritisch mit der Auslegung des Koran und dem Islam beschäftigt hatte. Nach 34 Jahren Leben in ständiger Bedrohung nun in diesen Tagen durch einen radikalisierten Fanatiker das Attentat, das der Schriftsteller nur knapp überlebt hat. Weltweites Entsetzen über die Tat – und Freudenschreie im Iran und in Pakistan.– Ist Religion gefährlich?
Meine Antwort ist: Nein! Nicht Religion ist gefährlich, sondern Menschen mit engstirniger, rechthaberischer, fanatischer Gesinnung sind gefährlich. Weil sie jede Religion der Welt missbrauchen können für ihre eigenen unheiligen Zwecke.
Jesus Christus widersteht dem Fanatismus. Und setzt ihm die Kraft der „besseren Gerechtigkeit“ (Matthäusevangelium 5, 29) entgegen: die Kraft der Liebe und des Weite des Herzens. Er hat damit den Maßstab gesetzt, an dem sich unser Tun als Christen in Kirche und Gesellschaft auch heute orientieren kann und soll. Diese Liebe motiviert Jesus dazu, dienend sein Leben für alle Menschen zu geben, damit alle Menschen Frieden haben. Mit Gott, mit sich selbst, mit dem Nächsten.
Gott ist ein Gott des Friedens. Und Religion kommt da zu ihrem Ziel, wo sie dem Frieden dient.
Hinrich Schorling